Die Wirtschaft

Vera von Steegen mit Temeswar
Vera von Steegen mit Temeswar


Der Boden in Wilknitt besteht im Wesentlichen aus Geschiebemergel und Lehm, durchsetzt mit Kies und Sand. Er leidet an Kalkmangel, und die Ackerkrume wie der Untergrund weisen keine besonders günstige Zusammensetzung auf. So besaß Wilknitt keine hochwertigen landwirtschaftlichen Nutzflächen, und waren die Erträge mittel. Um die landwirtschaftlichen Betriebe in dieser kargen Gegend zu fördern, war es 1873 zur Gründung des Landwirtschaftlichen Vereins Lichtenfeld gekommen, dessen Sitz 1880 von Hohenfürst nach Wilknitt, und 1901 von Wilknitt nach Lichtenfeld verlegt worden ist.

Dora Kuhnke
Dora Kuhnke

 

 

Rund 52 Prozent der in Wilknitt bewirtschafteten Gesamtfläche waren Ackerland einschließlich Feldgemüsebau. 1939 wurden angebaut:

 

Winterroggen 56,40 ha

Winterweizen 2,69 ha

Sommergerste 14,73 ha

Hafer 11,75 ha

Spätkartoffeln 17,30 ha

Zuckerrüben 3,75 ha

Futterrüben 6,25 ha

Futtermöhren 0,15 ha

Sommermenggetreide 8,19 ha

Flachs 0,25 ha

Wicken zur Körnergewinnung 2,50 ha

Klee 58,00 ha

Süßlupinen zur Körnergewinnung 1,00 ha

Mischfrucht zur Körnergewinnung 8,34 ha

Sonstiges 9,00 ha

 


 

 

 

 

1939 verteilte sich die bewirtschaftete Fläche des Gutes auf die folgenden Kulturarten:

 

 

 

Ackerland 210,30 ha

 

Viehweiden 64,80 ha

 

Haus- und Kleingärten 0,50 ha

 

Forsten, Holzungen, Haus-, Hofflächen, Wege 12,40 ha

 

Ziergärten, Parkanlagen 3,27 ha

 

 

 

 

Die Gesamtfläche des Gutes vergrößerte sich nach 1939 um rund 2,5 ha Kulturfläche (ehemals Blumenthal) und 102,55 ha Forst (Eichholzer Wald), so dass zum Zeitpunkt der Vertreibung von einer Gesamtfläche des Gutes von rund 510 ha auszugehen ist. Bei der Festsetzung des Einheitswertes durch das Finanzamt Heiligenbeil wird 1940 aber auch eine Gesamtgröße von 515,65 ha zugrunde gelegt.

 

Hengst Teton
Hengst Teton

 

 

 

 

 

Auf dem Gut war die Viehhaltung eine wichtige Betriebsgrundlage. 1939 wurden gehalten:

 

  8  Pferde (unter 3 Jahren)

27  Pferde (über 3 Jahre)

63  Schweine (über 3 Monate)

67  Ferkel (unter 3 Monaten)

11  Zuchtsauen

  1  Zuchteber

50  Kühe

65 Jungvieh incl. Kälber

  2  Bullen/Stiere

  6 Ochsen (Spannvieh)

  1 Ziege

85 Hennen (über 6 Monate)

30 Junggeflügel

  3 Hähne (über 6 Monate)

  9 Enten

  7 Bienenvölker

 

Das Rindvieh bildete eine wertvolle Zuchtherde, der Zuchtwert je Zuchtkuh und tragender Färse betrug 1.800 Reichsmark im Durchschnitt.

 

Die Masse der Pferde waren Kaltblüter und wurden als Arbeitspferde genutzt. Für die Pferdezucht wurden zeitweise auch Hengste gehalten (Teton, *1934, Stammbuchnummer 1479).

 

 

Die Wilknitter Flurnamen waren:

 

Ilepog, Fuchsberg, Langenteich, Der schiefe Berg, Polenwiese, Schmiedeberg, Buchenberg, Runder Bruch, Bunter Berg, Parkwiese, Pfaffenwiese, Mittelberg, Torfbruch, Bärenbruch, Kobbelgarten, Erdnußberg, Krugwiese, Lindenberg, Rohrteich, Schlangenbruch, Kiwittwiese, Tannenberg, Tiefe Wiese, Kleiner Rockelberg, Der hohe Berg, Försterwiese, Arendswiese, Kirchhofsberg, Der runde Berg, Großer Rockelberg, Ochsengarten, Junkerwinkel, Speilzahnbruch, Espenmoor, Vorwerksberg, Thomskeberg, Lindnauer Morgenbruch, Grabellberg, Grabellteich, Fichtenberg, Lausewiese, Splentienen.


Wilknitt lag in einem waldarmen Teil Ostpreußens. Seit 1940 jedoch, nach Zugang des außerhalb der Gemarkung gelegenen Eichholzer Waldes, vermehrte das Gut seine Forstfläche auf rund 36 Prozent der bewirtschafteten Gesamtfläche. Dieser Forst, auch Kirchwald genannt, war guter Mischwald.

 

1939 wurden in Wilknitt die folgenden Maschinen verwendet:

 

  • 1  Elektromotor (6 PS) 
  • 1  Elektromotor (über 10 PS)
  • 2  Bindemäher
  • 4  andere Mäher
  • 1  Dampfkraftmaschine
  • 1  Dreschmaschine
  • 1  Ackerschlepper (über 22 PS)
  • 1  Schrotmühle
  • 2  Drill-/Sähmaschinen
  • 1  Häckselmaschine
  • 1  Düngerstreuer
  • 1  Sägemaschine
  • 1 Hackmaschine
Kinderpferd Panje
Kinderpferd Panje

 

In vergangener Zeit war Wilknitt Haltestelle für die regelmäßig verkehrenden Postkutschen. Es ist bekannt, daß schon zur Ordenszeit um 1400 Postkutschen von Wormditt über Mehlsack, Layss, Wilknitt, Eichholz nach Zinten beziehungsweise Landsberg rollten. Zeugen dieser Zeit sind der Postkrug und einige Nebenhäuser gewesen, die an der 1886 neu gebauten Reichsstraße 126 am Landweg nach Wilknitt/Bartken/Wohlau gestanden haben - der Flurname Krugwiese zeugt davon. Irgendwann zu Anfang unseres Jahrhunderts sind diese Bauten abgerissen worden. Später hatte Wilknitt eine eigene Bahnstation, die auf dem Gutsgelände errichtet und am 1. Oktober 1913 eröffnet worden war. Dieser Bahnhof lag im Zuge der Bahnhöfe Zinten, Tiefensee, Lichtenfeld und Mehlsack, Heinrikau, Wormditt. Es war eine eingleisige Hauptstrecke, Teil der am 1.7.1885 eröffneten Strecke Königsberg-Allenstein. Anfänglich war sie recht kurvenreich, so daß Fahrgeschwindigkeiten von 75 km/h nicht überschritten werden konnten. Anfang der vierziger Jahre war die Strecke begradigt und schneller. Diese Linie war nur einen guten Kilometer vom Gutshaus entfernt, sie durchschnitt den Besitz ungefähr in Nord-Süd-Richtung. Die Umschlagsleistung des Bahnhofs Wilknitt aus dem Eröffnungsjahr ist bekannt:

 

Empfang

 

Stückgut 18

Wagenladungen 296

Dienstgut 287

Großvieh 1

 

Versand

 

Stückgut 10

Wagenladungen 148

Dienstgut 20

 


 

Das Gut wurde 1922, gemeinsam mit den Familiengütern Klein Steegen, Eichholz und Hasselpusch, an das Ostpreußische Elektrizitätswerk angeschlossen. Das Gutshaus war zentral beheizt und wurde mit fließendem Wasser versorgt. Zu diesem Zweck wurde das Brunnenwasser in einen Tank gepumpt, der unter dem Dach des Kuhstalls eingebaut und mit dem Gutshaus verrohrt war.