Der Untergang

Ruine des Gutshauses,  Foto von 1958
Ruine des Gutshauses, Foto von 1958


Schon bevor Wilknitt von den sowjetischen Truppen überrollt wurde, ging es dort drunter und drüber. Anfang Februar hausten dort rund dreihundert Soldaten, etwa so viele Flüchtlinge, rund zweihundert Kriegsgefangene, ungefähr fünfhundert Strafgefangene. Das Gutshaus war geplündert. Im Inspektorhaus hatte der Zuchthausdirektor mit seiner Familie und den Beamten Wohnung genommen. Aber es waren auch etliche Wilknitter auf dem Gut geblieben. Nahrungsmittel waren knapp, insbesondere Mehl. Mit dem Lanz-Bulldog versuchte man, die Schrotmühle in Gang zu halten. Bis zum 10. Februar 1945 flohen dann auch die letzten Wilknitter und versuchten, sich über das Frische Haff zu retten. Mitte Februar ging Wilknitt endgültig verloren, am 20. Februar 1945 waren dort die sowjetischen Truppen. 

Als der Bahnhof Wilknitt gefallen und Lichtenfeld schon beschossen wurde, soll Wilknitt am 16. Februar 1945 einen Treffer erhalten und gebrannt haben. Das Gutshaus blieb in seiner Substanz zunächst erhalten. Was mit dem Inventar geschehen ist, weiß man nicht. Es wird aus der Nachkriegszeit berichtet, dass Nachbarkinder aus herumliegenden Büchern die Vorsatzblätter herausgetrennt haben, um Schreibpapier zu gewinnen. Die Türen und Fensterflügel, soweit noch vorhanden, klopften bei Wind an die Wände. Den Kindern war es unheimlich in dem großen Haus - hinter jeder Wand vermuteten sie Russen. Das Gutshaus wurde dann abgetragen, und die Ziegel anderswo vermauert.

 

Heute ist das Gut aufgesiedelt und wird von etlichen Familien zum Teil bewirtschaftet. Inzwischen lebt dort niemand mehr, der Deutsch spricht. Das Inspektorenhaus und die Insthäuser sind bewohnt, die Wirtschaftsgebäude verfallen.